LiebesgedichteLiebesgedichte

Eine Liste der schönsten Freundschaftsgedichte - Klassiker als auch moderne; sowohl kurz als auch lang - und manche sind auch lustig.

An Annetten

Es nannten ihre Bücher
Die alten sonst nach Göttern,
Nach Musen und nach Freunden,
Doch keiner nach der Liebsten;

Warum sollt’ ich, Annette,
Die Du mir Gottheit, Muse,
Und Freund mir bist, und alles,
Dieß Buch nicht auch nach Deinem
Geliebten Nahmen nennen?


Ein Freund ist ein Mensch, vor dem man laut denken kann.

Ralph Waldo Emerson

Ruf der Freunde

Das Bekenntnis ward verehrt,
so geschieht’s noch immer,
doch es ist ein stiller Wert
in des Dichters Zimmer.

Dessen Echo zwar ist rein,
aber nicht ein lautes,
Schweigen ist sein wahres Sein
so nur ein vertrautes.

Ich empfing der Freunde Ruf
ehrerbietig schweigend
und dem Schicksal, das ihn schuf,
mich in Demut neigend.

Gerhart Hauptmann (1862 – 1946)

Gebet an das Leben

Gewiß, so liebt ein Freund den Freund
wie ich dich liebe, rätselvolles Leben!
Ob ich in dir gejauchzt, geweint,
ob du mir Leid, ob du mir Lust gegeben,
ich liebe dich mit deinem Glück und Harme,
und wenn du mich vernichten mußt,
entreiße ich schmerzvoll mich deinem Arme,
gleich wie der Freund der Freundesbrust.

Lou Andreas-Salomé (1861 – 1937)


Und es sind nur Augenblicke, aber in diesen Augenblicken sehe ich tief in die Erde hinein. Und sehe die Ursachen aller Dinge wie die Wurzeln breiter, rauschender Bäume.
Und sehe, wie sie alle aneinander greifen und sich halten wie Brüder. Und sie trinken alle aus einem Quell.

Und es sind nur Augenblicke, aber in diesen Augenblicken sehe ich hoch in die Himmel hinein. Und sehe die Sterne wie stille, lächelnde Blüten dieser rauschenden Bäume. Und sie wiegen sich und winken einander zu und wissen, daß eine Tiefe ihnen Duft und Süße gibt.

Und es sind nur Augenblicke, aber in diesen Augenblicken seh ich weit über die Erde hin. Und ich sehe, daß die Menschen starke und einsame Stämme sind, die wie breite Brücken von den Wurzeln zu den Blüten führen und ruhig und heiter die Säfte heben in die Sonne hinein.

Rainer Maria Rilke; "Florenzer Tagebuch"


Ich nenne euch Freunde, denn ich habe euch an allem teilhaben lassen, was mir das Eigenste ist. [Der Theologe Joachim Negel (* 1962) über das Konzept der Freundschaft von Jesus zu seinen Jüngern]

Der Pavillon aus Porzellan

Mitten in dem kleinen Teiche
Steht ein Pavillon aus grünem
Und aus weißem Porzellan.

Wie der Rücken eines Tigers
Wölbt die Brücke sich aus Jade
Zu dem Pavillon hinüber.

In dem Häuschen sitzen Freunde,
Schön gekleidet, trinken, plaudern, –
Manche schreiben Verse nieder.

Ihre seidnen Ärmel gleiten
Rückwärts, ihre seidnen Mützen
Hocken lustig tief im Nacken.

Auf des kleinen Teiches stiller
Oberfläche zeigt sich alles
Wunderlich im Spiegelbilde:

Wie ein Halbmond scheint der Brücke
Umgekehrter Bogen. Freunde,
Schön gekleidet, trinken, plaudern,

Alle auf dem Kopfe stehend,
In dem Pavillon aus grünem
Und aus weißem Porzellan.

Li-Tai-Po (8. Jahrhundert); übersetzt von Hans Bethge mit einen vierhebigen Trochäus

Freundschaft

Erster Teil

Es darf eine Freundschaft formell sein,
Muss aber genau sein.
Eine Freundschaft kann rau sein,
Aber muss hell sein.

Denn Allzusprödes versäumt oder verdirbt
Viel. Weil manchmal der Partner ganz plötzlich stirbt.

Mehr möchte ich nicht darüber sagen.
Denn ich sitze im Speisewagen
Und fühle mich aus Freundschaft wohl
Bei »Gedämpfter Ochsenhüfte mit Wirsingkohl«.

Zweiter Teil

Die Liebe sei ewiger Durst.
Darauf müsste die Freundschaft bedacht sein.
Und, etwa wie Leberwurst,
Immer neu anders gemacht sein.

Damit man’s nicht überkriegt.
Wer einmal den Kanal
Überfliegt,
Merkt: Der ist so und so breit.
Und das ändert sich kaum
In menschlein-absehbarer Zeit.
Wohl aber kann man dies Zwischenraum
Schneller oder kürzer durchqueren.
Wie? Das muss die Freundschaft uns lehren.

Ach, man sollte diesen allerhöchsten Schaft,
Immer wieder einmal jünglingshaft
Überschwänglich begießen.
Eh’ uns jener ausgeschlachtete Knochenmann dahinrafft.

Quelle: J. Ringelnatz, Flugzeuggedanken, Berlin 1929

Ein Herz laviert nicht

Ich nenne keine Freundschaft heiß,
Die niemals, wenn’s ihr unbequem,
Den Freund zu überraschen weiß
Trotzdem.

Denn wenn sie Zeit und Mühe scheut,
Ein Unverhofft zu bringen,
Das einen Freund unendlich freut,
Dann hat sie keine Schwingen.

Den Umfang einer Wolke misst
Kein Mensch. Weil sie nicht rastet,
Noch ihre Freiheit je vergisst. –
Ich glaube: Keine Wolke ist
Mit Arbeit überlastet.

Quelle: J. Ringelnatz, Gedichte dreier Jahre, Berlin 1932

 

 

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