LiebesgedichteLiebesgedichte

Eine Liste der schönsten Katzengedichte - Klassiker als auch moderne; sowohl kurz als auch lang - und manche sind auch lustig.

Die Katzen

Sie sind sehr kühl und biegsam, wenn sie schreiten,
Und ihre Leiber fließen sanft entlang.
Wenn sie die blumenhaften Füße breiten,
Schmiegt sich die Erde ihrem runden Gang.

Ihr Blick ist demuthaft und manchmal etwas irr.
Dann spinnen ihre Krallen fremde Fäden,
Aus Haar und Seide schmerzliches Gewirr,
Vor Kellerstufen und zerbrochnen Läden.

Im Abend sind sie groß und ganz entrückt,
Verzauberte auf nächtlich weißen Steinen,
In Schmerz und Wollust sehnsuchtskrank verzückt
Hörst du sie fern durch deine Nächte weinen.

Marie-Luise Weissmann


Wenn ich zufällig einer Katze begegne und sehe, wie sie die Pfoten setzt, den grellen, starren, rätselhaften Blick auf mich gerichtet, wenn ich den weichen Klagelaut höre, mit dem sie mich in ein tiefsinniges Gespräch ziehen zu wollen scheint, hebt sich meine Stimmung, wie tief sie auch gesunken gewesen sein mag. [Ricarda Huch]

Kleine Katzen

Kleine Katzen sind so drollig
und so wollig und so mollig,
daß man sie am liebsten küßt.
Aber auch die kleinen Katzen
haben Tatzen, welche kratzen.
Also Vorsicht! Daß ihr's wißt!

Kleine Katzen wollen tollen
und wie Wolleknäuel rollen.
Das sieht sehr possierlich aus.
Doch die kleinen Katzen wollen
bei dem Tollen und dem Rollen
fangen lernen eine Maus.

Kleine Katzen sind so niedlich
und so friedlich und gemütlich.
Aber schaut sie richtig an:
Jedes Sätzchen auf den Tätzchen
hilft, daß aus dem süßen Kätzchen
mal ein Raubtier werden kann.

James Krüss


Seitdem Maria mich verlassen hat, um zu einem anderen Stern zu fliegen - zu welchem, Orion, Altair, und du, grüne Venus? - habe ich immer die Einsamkeit geschätzt. Wie viele lange Tage habe ich mit meiner Katze allein dahingelebt. Mit allein meine ich ohne etwas Fassbar-Materielles. Ist doch meine Katze ein Wesen der mystischen Art – ein Geist.
Ich kann also sagen, dass ich viele lange Tage allein mit meiner Katze und mit einem der späten Dichter der lateinischen Dekadenz verbracht habe; denn seitdem es die reine Schöpfung nicht mehr gibt, habe ich eine seltsame und einzigartige Form der Liebe zu all dem entwickelt, was sich in dem einen Wort verdichtet: Untergang.
So ist denn auch meine liebste Jahreszeit jene der letzten trägen Sommertage, die dem Herbst unmittelbar vorausgehen, und von den Stunden des Tages, wo ich umherschweife, jene, da die Sonne, bevor sie gänzlich verlischt, zur Ruhe kommt in Strahlen gelben Kupfers auf den grauen Mauern und roten Kupfers auf den Kacheln. Desgleichen dürstet mein Geist nach einer Dichtung, die wie die späte römische ihm noch mit ihren letzten Atemzügen Wonne schenkt, gerade weil ihr vom verjüngenden Andrang der Barbaren noch kein frischer Hauch entgegenweht und sie nicht das kindliche Latein der frühen christlichen Prosa stammelt.

Stéphane Mallarmé


Die vielen Katzen, welche um mich sind,
die wie versonnen in den Räumen schreiten,
durch deren Fell oft meine Finger gleiten -
sind lieber mir als Schwester, Freunde, Kind!

In ihren Augen liegt ein Fragen fremd,
ein staunendes Nichtkennen, Nichtgekanntsein;
ein trauriges, vereinsamtes Verbanntsein -
ein wehes Wundern, das ihr nicht vernehmt.

Und so versuchen immer wieder weich
sie eure Seele in geheimem Singen.
Ihr aber tut mit ihnen wie mit Dingen -
und eure Welt ist fern von ihrem Reich!

Max Herrmann-Neiße (1886 - 1941)

An eine Katze

Katze, stolze Gefangene,
Lange kamst du nicht mehr.
Nun, über dämmerverhangene
Tische zögerst du her,

Feierabendbote,
Feindlich dem emsigen Stift,
Legst mir die Vorderpfote
Leicht auf begonnene Schrift,

Mahnst mich zu neuem Besinnen,
Du so gelassen und schön!
Leise schon hör ich dich spinnen
Heimliches Orgelgetön.

Lautlos geht eine Türe.
Alles wird ungewohnt.
Wenn ich die Stirn dir berühre,
Fühl ich auf einmal den Mond.

Woran denkst du nun? An dein Heute?
Was du verfehlt und erreicht?
An dein Spiel? Deine Jagd? Deine Beute?
Oder träumst du vielleicht,

Frei von versuchenden Schemen
Grausamer Gegenwart,
Milde teilzunehmen
An der menschlichen Art,

Selig in großem Verzichte
Welten entgegen zu gehn,
Wandelnd in einem Lichte,
Das wir beide nicht sehn?

Hans Carossa (1878 - 1956)

Lyrik

Lyrik (vom griechischen Wort lyrikos „Gesang zur Leierbegleitung“) ist eine subjektive, unmittelbare Darstellung der Erlebnisse des Dichters in Form lyrischer Selbstdarstellung, Ansprache oder Beschreibung, meist in zusammenhängender Sprache.

Gegenstand vieler Gedichte ist die Persönlichkeit des Dichters: seine innere Welt, Erfahrungen, Gedanken. Kausalität und Logik werden in einem lyrischen Werk durch freie Gedankenassoziationen ersetzt. Die Wortwahl ist sehr wichtig, um Bild- und Tonverbindungen (Prosodie) herzustellen.

Mehrere westliche Lyrikgattungen haben ihren Ursprung in der antiken Literatur (Ode, Hymne, Elegie) und Italien (Sonett, Canzone, Sextine).

Im 7. Jahrhundert v. Chr. begann sich auf der Insel Lesbos griechische Poesie zu entwickeln. Der Klassiker der Chortexte ist der Aristokrat Pindar (522 – 443 v. Chr.) , dessen Werk im 16.- 18. Jahrhundert für viele europäische Dichter ein Vorbild war.

Kater

Der Kopf zum schönen Wuchse paßt,
Ein kräftger Hals trägt seine Last,
Das Näschen schwarz wie Ebenholz,
Das kleine Schnäuzchen löwenstolz,
Darumherum wächst fein und zart
Sehr vornehm silbern ihm der Bart;
Um es dir kurz zu sagen denn:
Von Kopf bis Fuß ein Gentleman.

Joachim du Bellay

Katze im Schnee

Kätzchen, wie hebst du Pfötchen auf,
Siehst so gar zu ängstlich drauf,
Sinkst in den Schnee bis zum Halse bald;
Nicht wahr, da geht sich's gar zu kalt?
Besser wär' es ja wohl getan,
Hättest du gute Stiefel an.

Freilich an Stiefeln war sie nicht reich,
Half sich doch, wie sieh's konnte, gleich,
Lief durch den Schnee in die Scheuer hinein,
Schüttelte, leckte die Pfötchen rein,
Hatte dann wieder gar frohen Lauf,
Stieg zu den höchsten Balken hinauf.

Wilhelm Hey

Frau und Katze

Sie spielte mit ihrem Kätzchen
Und reizend waren zu schau'n
Die weissen Hände und Tätzchen
Beim Tändeln im Abendgrau'n.

Versteckt hielt voll lustiger Mätzchen
Im Handschuh, o Tücke der Frau'n,
Die spitzigen Nägel mein Schätzchen,
Die scharf wie Messer, traun.

Auch die andere wollte gefallen
Und versteckt ihre grausamen Krallen,
Doch währt ihre Sanftmut nicht lang …

Und im Zimmer, in Dämm'rung versunken,
Wo ihr silbernes Lachen erklang,
Erglänzten vier Phosphorfunken.

Paul Verlaine (aus Gedichtssammlung "Capriccios")

Katze

Die Hauskatze (Felis catus) ist eine fleischfressende Säugetierart aus der Familie der Katzen (Felidae). Sie entstand durch die Domestikation der Wildkatze Felis silvestris.

Die Katze ist eines der wichtigsten Haustiere und umfasst heute etwa 50 verschiedene Rassen, die von den Zertifizierungsstellen anerkannt werden. In sehr vielen Ländern fällt die Katze wie der Hund und das Frettchen unter die Gesetzgebung für als Haustiere gehaltene Fleischfresser. Katzen sind vorwiegend territorial und erbeuten kleine Beutetiere wie Nagetiere oder Vögel. Katzen haben verschiedene Lautäußerungen wie Schnurren, Miauen, Fauchen oder Knurren, kommunizieren aber hauptsächlich über Gesichts- und Körperpositionen und Pheromone.

Die erste Domestikation fand vor 8.000 bis 10.000 Jahren in der Jungsteinzeit im fruchtbaren Halbmond statt, als der Getreideanbau begann und man Vorräte anlegte, die von Nagetieren angegriffen werden konnten.

Die Katze wurde zunächst von den Ägyptern verehrt, im Mittelalter aber in Europa verteufelt und erst im 18. Jahrhundert wieder salonfähig gemacht. In Asien steht die Katze nach wie vor für Glück, Reichtum oder ein langes Leben. Die Katze hat ihre Spuren in der Volks- und Kunstkultur hinterlassen, sowohl in volkstümlichen Ausdrücken als auch in verschiedenen Darstellungen in der Literatur, der Malerei und der Musik.


Wenn ich mit meiner Katze spiele, bin ich nie ganz sicher, ob nicht ich ihr Zeitvertreib bin. [Michel de Montaigne]

Der Roman

Zum Frühstück gab es Brötchen,
Hierzu trank man Kaffee;
Die Katze und ihr Pfötchen
Noch heut' ich vor mir seh.

Ich schuf um jene Zeiten
Auf hübsch geblümten Tuch,
Erfolg mir zu erstreiten,
Ein umfangreiches Buch

Durch Tage, Nächte, Wochen,
In schweigendem Gelaß,
Schrieb' ich ununterbrochen.
Was für ein Fleiß war das!

Der Katze leises Raunen
Trieb mich zum Dichten an.
Aus einer Schar von Launen
Erstand mir der Roman.

Robert Walser

Auf die Katze des Petrarch

Warum der Dichter Hadrian
Die Katzen so besonders leiden kann?
Das lässt sich leicht ermessen!
Dass seine Verse nicht die Mäuse fressen.

Gotthold Ephraim Lessing

Rätselvolle Katze

In meinem Hirn, als wär’s ihr eigner Raum,
Schleicht auf und nieder auf der weichen Tatze
Geschmeidig sanft die schöne, stolze Katze.
Und ihrer Stimme Ton vernimmt man kaum,

So zart und heimlich ist ihr leis Miauen.
Und ob sie zärtlich, ob sie grollend rief,
Stets ist der Klang verhalten, reich und tief
Und Zauber weckend und geheimes Grauen.

Die Stimme, die wie schwere Perlen sank
In meines Wesens dunkle Gründe nieder,
Erfüllt mich wie der Klang der alten Lieder,
Berauscht mich wie ein heisser Liebestrank.

Sie schläfert ein die grausamsten Verbrechen,
Verzückung ruht in ihr. Kein Wort tut not,
Doch alle Töne stehn ihr zu Gebot
Und alle Sprachen, die die Menschen sprechen.

Auf meiner Seele Saitenspiel liess nie
Ein andrer Bogen so voll Glut und Leben
Die feinsten Saiten schwingen und erbeben,
Kein anderer so königlich wie sie,

Wie deine Stimme, rätselvolles Wesen,
Seltsame Katze, engelgleiches Tier,
Denn alles, Welt und Himmel ruht in ihr,
Voll Harmonie, holdselig und erlesen.

Charles Baudelaire

Die Katzen

Sie sind sehr kühl und biegsam, wenn sie schreiten,
Und ihre Leiber fließen sanft entlang.
Wenn sie die blumenhaften Füße breiten,
Schmiegt sich die Erde ihrem runden Gang.

Ihr Blick ist demuthaft und manchmal etwas irr.
Dann spinnen ihre Krallen fremde Fäden,
Aus Haar und Seide schmerzliches Gewirr,
Vor Kellerstufen und zerbrochnen Läden.

Im Abend sind sie groß und ganz entrückt,
Verzauberte auf nächtlich weißen Steinen,
In Schmerz und Wollust sehnsuchtskrank verzückt
Hörst du sie fern durch deine Nächte weinen.

Maria Luise Weissmann (1899 - 1929)

Schwarze Katze

Ein Gespenst ist noch wie eine Stelle,
dran dein Blick mit einem Klange stößt;
aber da an diesem schwarzen Felle
wird dein stärkstes Schauen aufgelöst,
wie ein Tobender, wenn er in vollster
Raserei ins Schwarze stampft,
jählings am benehmenden Gepolster
einer Zelle aufhört und verdampft.

Alle Blicke, die sie jemals trafen,
scheint sie also an sich zu verhehlen,
um darüber drohend und verdrossen
zuzuschauern und damit zu schlafen.
Doch auf einmal kehrt sie, wie geweckt,
ihr Gesicht und mitten in das deine:
und da triffst du deinen Blick im geelen
Amber ihrer runden Augensteine
unerwartet wieder: eingeschlossen
wie ein ausgestorbenes Insekt.

Rainer Maria Rilke


Die Nase fein, die Augen helle,
zart rosenfarb der kleine Mund,
jedwede Linie eine Welle
und jede Regung weich und rund.

Friedrich Theodor Vischer


Die vier Katzen, die zu halten und über die zu schreiben ich die Ehre und das Vergnügen habe, sind aufgetaucht. Sie kommen, wenn wir schreiben, überhaupt gern in unsere Nähe. Das Thema ist ihnen gleichgültig. Dass sie diesmal selber an der Reihe sind, interessiert sie nicht weiter. Es geht ihnen ums Prinzipielle. Es tut ihnen wohl, wenn andere Leute arbeiten. Da genießen sie ihr eigenes Nichtstun doppelt und dreifach. Vielleicht ist auch Mitleid im Spiel. Vielleicht denken sie: "Da rackert er sich nun ab, damit er für uns frisches Schabefleisch kaufen kann!" [Erich Kästner]

Zum Rendez-Vous

Kam er oder kam er nicht?
Sicher wird er meiner warten,
Lief von links die Katze auch
Übern Weg mir schon im Garten.

Zwar die Mutter fest und steif
Glaubt, das muß stets Unglück bringen,
Aber alte Leute sind
Wunderlich in solchen Dingen.

Kätzchen schlich ins Grüne nur,
Einen Vogel sich zu fangen.
Ach, mir ist der schönste schon
Längst und leicht ins Netz gegangen.

Wo sich aus dem Park ins Feld
Stehlen die umbuschten Wege,
Lief er eines Sonntags früh
Ahnungslos mir ins Gehege.

Dorthin hat er heute auch
Mich zum Rendezvous geladen.
Komm ich auch ein wenig spät,
Etwas Warten kann nicht schaden.

Allzupünktlich jetzt schon sein,
Kann den Herrn mir leicht verwöhnen.
Schmollt er, wird ein Küsschen schnell
Den verliebten Schelm versöhnen.

Gustav Falke


Ist denn das auf zwei Füßen aufrecht Einhergehen etwas so Großes, daß das Geschlecht, welches sich Mensch nennt, sich die Herrschaft über uns alle, die wir mit sicherem Gleichgewicht auf Vieren daher wandeln, anmaßen darf? Aber ich weiß es, sie bilden sich was Großes ein auf etwas, was in ihrem Kopfe sitzen soll und das sie die Vernunft nennen. Ich weiß mir keine rechte Vorstellung zu machen, was sie darunter verstehen, aber so viel ist gewiß, daß, wenn, wie ich es aus gewissen Reden meines Herrn und Gönners schließen darf, Vernunft nichts anders heißt, als die Fähigkeit, mit Bewußtsein zu handeln und keine dumme Streiche zu machen, ich mit keinem Menschen tausche. Ich glaube überhaupt, daß man sich das Bewußtsein nur angewöhnt; durch das Leben und zum Leben kommt man doch, man weiß selbst nicht wie.

E.T.A. Hoffmann (1776 - 1822); aus dem satirischen Roman "Lebens-Ansichten des Katers Murr"; 2 Bände, 1819 und 1821 erschienen

Spatz und Katze

"Wo wirst du denn den Winter bleiben?"
Sprach zum Spätzchen das Kätzchen.
"Hier und dorten, allerorten",
Sprach gleich wieder das Spätzchen.

"Wo wirst du denn zu Mittag essen?"
Sprach zum Spätzchen das Kätzchen.
"Auf den Tennen mit den Hennen",
Sprach gleich wieder das Spätzchen.

"Wo wirst du denn die Nachtruh' halten?"
Sprach zum Spätzchen das Kätzchen.
"Laß dein Fragen, will's nicht sagen",
Sprach gleich wieder das Spätzchen.

"Ei, sag mir's doch, du liebes Spätzchen!"
Sprach zum Spätzchen das Kätzchen.
"Willst mich holen - Gott befohlen!"
Fort flog eilig das Spätzchen.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben


Es war Zeit, nach London zurückzukehren. Die graue Katze saß frei im Fond des Wagens, und wieder beklagte sie sich eintönig während der sechsstündigen Fahrt. Eine kurze Stille, als sie einschlief. Dann ein besonders lautes Miauen, als sie aufwachte und merkte, daß sie immer noch litt.
Und wieder dasselbe Phänomen wie auf der Hinfahrt: Es genügte nicht, Lärm, Bewegung, Unbequemlichkeit zu erleben; sie wollte das erschreckende Auftauchen und Zurückbleiben anderer Fahrzeuge sehen. Ich könnte schwören, daß ihr Miauen dann eine gewisse Genugtuung ausdrückte.
Wie ein neurotischer Mensch gewann sie daraus ein Lustgefühl.
Die Schwarze saß mit ihren beiden Jungen still im Korb, säugte sie, schnurrte, wenn ich einen Finger durchsteckte, um ihr Näschen zu streicheln; und beschwerte sich nur dann, wenn die Graue ihre Stimme besonders laut erhob; dann miaute sie ein paar Sekunden genau synchron mit. Es klang als ob sie dächte: Wenn sie das tut, wird es wohl richtig sein. Aber sie konnte es nicht durchhalten.
Zu Hause ließ ich die beiden Tiere frei, und sogleich fühlten sie sich daheim. Die Schwarze brachte ihre Kätzchen ins Badezimmer, wo sie vierzehn Tage bleiben mußten, bis sie alt genug für ihre Erziehung waren. Die Graue lief schnurstracks hinauf und nahm vom Bett Besitz.

Doris Lessing; Katzenbuch

Die Katze

Komm, schöne Katze, und schmiege dich still
An mein Herz, halt zurück deine Kralle.
In dein Auge ich träumend versinken will,
Drin Achat sich verschmolz dem Metalle.

Wenn meine Hand liebkosend und leicht
Deinen Kopf und den schmiegsamen Rücken,
Das knisternde Fell dir tastend umstreicht
Sanft, doch berauscht vor Entzücken.

Dann seh' ich sie. Und ihres Blickes Strahl
Er scheint dem deinen, schönes Tier, zu gleichen,
Ist tief und kalt, scharf wie geschliffner Stahl.

Und feine Düfte fühl' ich zitternd streichen,
Gefährlich süssen Hauch, der gluterfüllt
Den braunen Leib von Kopf zu Fuss umhüllt.


Komm an mein liebreiches Herz, schöne Katze,
Verbirg die Klauen der Tatze
Wenn mein Auge naht
Dem Deinen gemischt aus Metall und Achat!

Wenn meine Finger mit Muße schmeicheln
Dem biegsamen Kopf und Rücken
Und bebt meine Hand im Entzücken
Den funkenstiebenden Körper zu streicheln.

Dann seh ich im Geist eine Frau: ihr Blick
Gleicht Deinem, freundliches Tier,
Trifft wie ein Pfeil und ist tief und hell.

Es schwimmt vom Fuß zum Genick
Ein feiner gefährlicher Odem Dir
Rings um das braune Fell.

Charles Baudelaire

Der Kater, ein Selbstgespräch

Wie? Mäusefangen? Nicht die Spur!
Bloß Gabelfrühstück und l´amour…
Was? Romeo und Vaterpflichten?
Familienglück? - Ich kann verzichten!
- Kater werden ist nicht schwer,
Kater sein dagegen sehr.

Mascha Kaléko

Die Katze

Ganz unberührt von Lob und Tadel,
Setzt sie sich durch als alter Adel,
man muß sie nehmen wie sie ist,
Und ihr noch danken, wenn sie frißt.

Eugen Roth

Die Sphinx

In einer Zimmerecke wacht,
schon länger, als ich denken kann,
die schöne Sphinx und schweigt mich an
im Wechselspiel von Tag und Nacht.

Ganz ungerührt und unbewegt
verharrt die finstere Gestalt.
Der Silbermond, der lässt sie kalt,
selbst Sonnenschein sie nicht erregt.

Der Himmel rötet sich und bleicht,
die Flut des Mondlichts steigt und sinkt.
Der Dämmerung es nicht gelingt
und auch der Nacht nicht, dass sie weicht.

Die Zeit verrinnt, Nacht folgt auf Nacht,
und immer noch die Katze träumt;
Mit sanften Augen , goldgesäumt,
hält sie auf ihrem Teppich Wacht.

Sie ruht, ihr Katzenauge starr,
und zu den spitzen Ohren drängt
das Nackenhaar, mit gelb gesprengt;
das braune Fell ist seidenzart.

Mein träger Liebling, komm heran,
und leg' den Kopf mir in den Schoß,
Damit ich dir den Nacken kos'
und deinen Samtleib streicheln kann.

Oscar Wilde


Was ist's, das die beengte Brust
Mit Wonneschauer so durchbebt,
Den Geist zum Himmel hoch erhebt,
Ist's Ahnung hoher Götterlust?
Ja – springe auf, du armes Herz,
Ermutge dich zu kühnen Taten,
Umwandelt ist in Lust und Scherz
Der trostlos bittre Todesschmerz,
Die Hoffnung lebt – ich rieche Braten!

E. T. A. Hoffmann; Lebensansichten des Katers Murr


Zum Fressen geboren, zum Kraulen bestellt;
in Schlummer verloren - gefällt mir die Welt.

Ich schnurr' auf dem Schoße, ich ruhe im Bett;
in lieblicher Pose - ob schlank oder fett.

So gelte ich allen als göttliches Tier -
sie stammeln und lallen und huldigen mir.

Liebkosen mir glücklich den Bauch, Öhrchen und Tatz,
und ich wählte es wieder - das Leben der Katz.

Johann Wolfgang von Goethe


In den Augen meines Hundes
liegt mein ganzes Glück,
all mein Inneres, Krankes,
Wundes heilt in seinem Blick.

Friederike Kempner (1828 - 1904)

 

 

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