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Das Gedicht „Der Bau der Marienkirche zu Lübeck“ stammt von Theodor Storm.

Eine Sage

Im alten heiligen Lübeck
Ward eine Kirche gebaut
Zu Ehren der Jungfrau Maria,
Der hohen Himmelsbraut.

Doch als man den Bau begonnen,
Da hatt es der Teufel gesehn;
Der glaubte, an selbiger Stelle
Ein Weinhaus würde erstehn.

Draus hat er manch arme Seele
Sich abzuholen gedacht
Und drum das Werk gefördert
Ohn Rasten Tag und Nacht.

Die Maurer und der Teufel,
Die haben zusammen gebaut;
Doch hat ihn bei der Arbeit
Kein menschlich Aug geschaut.

Drum, wie sich die Kellen rührten,
Es mochte keiner verstehn,
Daß in so kurzen Tagen
So großes Werk geschehn.

Und als sich die Fenster wölben,
Der Teufel grinset und lacht,
Daß man in einer Schenke
So Tausende Scheiben macht.

Doch als sich die Bogen wölben,
Da hat es der Teufel durchschaut,
Daß man zu Gottes Ehren
Eine Kirche hier erbaut.

Da riß er in seinem Grimme
Einen Fels von Bergeswand
Und schwingt sich hoch in Lüften,
Von männiglich erkannt.

Schon holt er aus zum Wurfe
Aufs heilige Prachtgebäu; -
Da tritt ein Maurergeselle
Hervor getrost und frei:

»Herr Teufel, wollt nichts Dummes
Begehen in der Hast!
Man hat ja sonst vernommen,
Daß Ihr Euch handeln laßt!«

»So bauet«, schrie der Teufel,
»Ein Weinhaus nebenan,
Daß ich mein Werken und Mühen
Nicht schier umsonst getan.« -

Und als sie's ihm gelobet,
So schleudert er den Stein,
Auf daß sie dran gedächten,
Hart in den Grund hinein. -

Drauf, als der Teufel entfahren,
Ward manches liebe Jahr
Gebaut noch, bis die Kirche
Der Jungfrau fertig war.

Dann ist dem Teufel zu Willen
Der Ratsweinkeller erbaut,
Wie man ihn noch heutzutage
Dicht neben der Kirche schaut.

So stehen Kirch und Keller
In traulichem Verein;
Die frommen Herrn zu Lübeck,
Die gehen aus und ein.

Sie beten wohl da droben,
Da drunten trinken sie,
Und für des Himmels Gaben
Da droben danken sie.

Und trinken sie da drunten,
Sie denken wohl dabei:
Dem selbst der Teufel dienet,
Wer fröhlich, fromm und frei.


Lübecker Totentanz

Der Lübecker Totentanz war ein Bilderzyklus in der Lübecker Marienkirche von 1463. Er wurde 1701 durch eine Neufassung ersetzt, diese wurde 1942 zerstört.
Das Fresko zeigt eine Reihe von Skeletten, die in einer Prozession Vertreter verschiedener Gesellschaftsschichten zum Grab begleiten, wo eine Figur des Todes wartet, die ebenfalls als Skelett auf einem Thron dargestellt ist. Die Figuren sind: ein Papst, ein König, eine Königin, ein Kardinal, ein Bischof, ein Mönch, ein Kaufmann, ein Ritter, ein Bettler und ein Baby.



Anmerkung: Die Lübecker Marienkirche (offiziell St. Marien zu Lübeck) ist eine mittelalterliche Basilika im Stadtzentrum von Lübeck. Die zwischen 1265 und 1352 errichtete Kirche steht auf dem höchsten Punkt der Lübecker Altstadtinsel innerhalb des hanseatischen Kaufmannsviertels, das sich von den Lagerhäusern an der Trave bergauf bis zur Kirche erstreckt. Als Hauptpfarrkirche der Lübecker Bürgerschaft und des Rates der Stadt wurde sie in der Nähe des Rathauses und des Marktes errichtet.

Die Kirche wurde als dreischiffige Basilika mit Seitenkapellen, einem Ambo mit Strahlenkapellen und Vorhallen in Form von Querhausarmen errichtet. Das Westwerk weist eine monumentale zweitürmige Fassade auf. Die Höhe der Türme, einschließlich der Wetterfahnen, beträgt knapp 125 m. Mit einer Höhe des Mittelschiffs von 38,5 Metern verfügt sie über das höchste Ziegelgewölbe der Welt.

Die Marienkirche ist der Inbegriff der norddeutschen Backsteingotik und hat als Vorbild für etwa 70 weitere Kirchen im Ostseeraum gedient, was sie zu einem Gebäude von enormer architektonischer Bedeutung macht.
Sie wird als "Mutterkirche der Backsteingotik" bezeichnet und gilt als ein Hauptwerk des Kirchenbaus im Ostseeraum. Aufgrund ihrer architektonischen Bedeutung und als Zeugnis des mittelalterlichen Einflusses der Hanse (deren faktische Hauptstadt Lübeck war) wurde die Marienkirche 1987 zusammen mit der Lübecker Innenstadt in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die Marienkirche gehört zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.

Lübecker Hafen mit Holstentor (1907)

"Lübecker Hafen mit Holstentor" (Öl auf Leinwand; Höhe: 84 cm Breite: 130 cm) ist ein Gemälde des norwegischen Malers Edvard Munch (1863 - 1944). Er wurde u.a. für "Der Schrei" bekannt, das eine menschliche Figur unter einem roten Himmel zeigt, die ihre Hände gegen den Kopf presst, während sie Mund und Augen angstvoll aufreißt.


 

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