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Das Gedicht „An der Ostsee“ stammt von Herrmann von Lingg.

Am Ufer, eh' der Tag anbricht,
Hört man die Welle klagen,
Zum Nix schleicht dann der Nebelwicht,
Erzählt von alten Tagen.

Wie Eis und Flut zusammenkracht,
Wie Nordlicht und Gewitter,
So trafen einst in scharfer Schlacht
Sich Heiden und Christenritter.

Da brach der drachengeflügelte Helm,
Ins Meer sank Herta's Wagen;
Den Starken zwang der kluge Schelm,
Die Helden wurden erschlagen.

Der Letzte, der der Schlacht entrann,
Es war ein wunder Skalde,
Er sprach: »O tragt mich sterbenden Mann
Zum kühlen grünen Walde!

Im kühlen Waldgrund möcht' ich ruhn,
An Wodan's letzter Eiche
Möcht' ich den letzten Atem tun,
Dorthin legt meine Leiche.«

Er sprach's, da kam das Heergesind
Siegreicher Christenboten,
Sie tauften ihn, sein Blick war blind,
Sie tauften einen Toten.

Nicht Runen grub man auf sein Grab,
Ein Kreuz stand auf den Dünen;
Da riß die Flut das Kreuz herab,
Herab vom Grab des Hünen.

 

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