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Ein
Licht nach drüben
Es
begab sich zu der Zeit als
Deutschland geteilt war, dass irgendjemand sagte:
"Lasst uns
am Heiligen Abend eine Kerze ins Fenster stellen. Als
Zeichen für unsere Schwestern und
Brüder
jenseits
des Eisernen Vorhanges.
Damit
sie wissen, dass wir zu Weihnachten an sie denken. Dass
uns keine
Mauern und
kein
Stacheldraht trennen können - auch wenn wir nicht
zusammen feiern
dürfen."
Dieser
Vorschlag wurde von den Menschen im Westen Deutschlands
begeistert aufgenommen.
Jeder
stellte Heiligabend eine Kerze ins Fenster, und alle
Lichter
vereinten sich zu einem
einzigen großen Licht, das bis weit in den Osten hinein
strahlte.
Heute
sieht man in der Adventszeit in Millionen Fenstern
Lichtertreppen glitzern.
Ich
glaube, dass eine
einzige Kerze genügt, um dem Nachbarn zu zeigen: "Ich
bin für dich da!"
- und
stelle am Heiligen Abend, wie jedes Jahr,
eine brennende Kerze auf meine Fensterbank.
Wenn
du draußen vorbei gehst und mein Licht siehst, denke
daran: Du bist
herzlich
eingeladen,
mit
mir
zu feiern!
©
Karin Rohner, Lübeck 2006
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