LiebesgedichteLiebesgedichte

Eine Liste der schönsten Winter Gedichte - Klassiker als auch moderne; sowohl kurz als auch lang - und manche sind auch lustig.

Wenn‘ s Winter wird

Der See hat eine Haut bekommen,
so dass man fast drauf gehen kann,
und kommt ein großer Fisch geschwommen,
so stößt er mit der Nase an.

Und nimmst du einen Kieselstein
und wirfst ihn drauf, so macht es klirr
und titscher – titscher – titscher – dirrrrr …
Heißa, du lustiger Kieselstein!
Er zwitschert wie ein Vögelein
und tut als wie ein Schwälblein fliegen –
doch endlich bleibt mein Kieselstein
ganz weit, ganz weit auf dem See draußen liegen.

Da kommen die Fische haufenweis
und schaun durch das klare Fenster von Eis
und denken, der Stein wär etwas zum Essen;
doch so sehr sie die Nase ans Eis auch pressen,
das Eis ist zu dick, das Eis ist zu alt,
sie machen sich nur die Nasen kalt.

Aber bald, aber bald
werden wir selbst auf eignen Sohlen
hinausgehn können und den Stein wieder holen.

Christian Morgenstern

An den Winter

Willkommen, lieber Winter,
Willkommen hier zu Land!
Wie reich du bist, mit Perlen
Spielst du, als wär' es Sand!

Den Hof, des Gartens Wege
Hast du damit bestreut;
Sie an der Bäume Zweige
Zu Tausenden gereiht.

Dein Odem, lieber Winter,
Ist kälter, doch gesund;
Den Sturm nur halt' im Zaume,
Sonst macht er es zu bunt!

Elisabeth Kulmann (1808 - 1825)

Winterstimmung

Von tiefer Winterruh' umfangen
Schau' ich hinaus ins fahle Licht,
Kein heißes, zitterndes Verlangen
Aus meiner stillen Seele bricht.

Schneefrieden webt in stummen Lüften,
Aus weißen Schleiern blüht die Welt;
Mir aber träumt von Maiendüften,
Seit mir dein Kuß das Herz geschwellt!

Sophie von Khuenberg; "Bei Sonnenschein"

Das Dorf im Schnee

Still, wie unterm warmen Dach,
Liegt das Dorf im weißen Schnee;
In den Erlen schläft der Bach,
Unterm Eis der blanke See.

Weiden steh'n im weißen Haar,
Spiegeln sich in starrer Flut;
Alles ruhig, kalt und klar
Wie der Tod der ewig ruht.

Weit, so weit das Auge sieht,
keinen Ton vernimmt das Ohr,
Blau zum blauen Himmel zieht
Sacht der Rauch vom Schnee empor.

Möchte schlafen wie der Baum,
Ohne Lust und ohne Schmerz;
Doch der Rauch zieht wie im Traum
Still nach Haus mein Herz.

Klaus Groth


Oh, wie ist es kalt geworden
Und so traurig, öd und leer.
Kalte Winde weh’n von Norden
Und die Sonne scheint nicht mehr.

Auf die Berge möcht' ich fliegen,
möchte seh'n ein grünes Tal,
möcht' in Gras und Blumen liegen
und mich freu'n am Sonnenstrahl.

Möchte hören die Schalmeien
und der Herden Glockenklang.
Möchte freuen mich im Freien
an der Vögel süßem Sang!

Schöner Frühling, komm‘ doch wieder!
Lieber Frühling, komm‘ doch bald!
Bring uns Blumen, Laub und Lieder,
schmücke wieder Feld und Wald.

Volksweise

Winterfreuden

Nicht nur der Sommer, sondern auch
Der Winter hat sein Schönes,
Wiewohl man friert bei seinem Hauch,
So ist doch dies und jenes
Im Winter wirklich angenehm,
Besonders dass man sich bequem
Kann vor dem Frost bewahren,
Und auch im Schlitten fahren.

Das weite Feld ist kreidenweiß,
Wem machte das nicht Freuden?
Die Knaben purzeln auf dem Eis,
Wenn sie zu hurtig gleiten,
Und ist nicht die Bemerkung schön,
Bei Leuten, die zu Fuße geh'n,
Dass sie schier alle springen
Und mit den Händen ringen?

Und wenn man sich versehen hat,
Mit Holz, um einzuheizen,
So muss die Wärme früh und spat
Uns zum Vergnügen reizen,
Man richtet mit zufried'nem Sinn
Den Rücken an den Ofen hin,
Und wärmet sich nach Kräften
Für Haus- und Hofgeschäften.

Ein altes Buch zur Abendzeit
Muss ich zumeist doch lieben,
Wenn man da liest die Albernheit
Der Vorzeit schön beschrieben,
Man sitzt und liest und freuet sich
Und danket Gott herzinniglich
Genügsam und bescheiden
Für uns're jetzgen Zeiten.

Ludwig Eichrodt (1827 - 1892)

Schnee

Schnee, zärtliches Grüßen
der Engel,
schwebe, sinke -
breit alles in Schweigen
und Vergessenheit!

Gibt es noch Böses,
wo Schnee liegt?
Verhüllt, verfernt er nicht
alles zu Nahe und Harte
mit seiner beschwichtigenden
Weichheit, und dämpft selbst
die Schritte des Lautesten
in Leise?

Schnee, zärtliches Grüßen
der Engel,
den Menschen, den Tieren! -
Weißeste Feier
der Abgeschiedenheit.

Francisca Stoecklin (1894 - 1931)

Der Frost

Der Frost haucht zarte Häkelspitzen
Perlmuttergrau ans Scheibenglas.
Da blühn bis an die Fensterritzen
Eisblumen, Sterne, Farn und Gras.

Kristalle schaukeln von den Bäumen,
Die letzen Vögel sind entflohn.
Leis fällt der Schnee… In unsern Träumen
Weihnachtet es seit gestern schon.

Mascha Kaléko (1907-1975)

Wintersonne

Es geht ein Licht vom Himmel wie Rosenmilch. Geht durch die leeren Bäume über den Schnee, über das Schilfdach einer Hütte, über einen kauernden blauen Mann und eine gelbe ziehende Herde.

Der Schnee in blauen Scherben auf dem Hüttendach, um die Hütte in gelben Meerschaumwellen. Vergißmeinnichtblüten und Rosa in den Schneegruben. Der Schnee knistert fiebernd wie Seide. Seiden die Luft, goldweiß und goldrosig gestrählt.

Opalfarben schweben über den Schnee, kaum hörbar, zart wie der Atem der Perlen.

Aber über allem bricht rauschend das Licht im Duftguß aus weißem Kern. Steht in weißem Rosa und höher Gold, blasses Silbergold, und blüht entfaltet wie eine Blume.

Es wird lebendig der Schnee. In blauglimmenden Schatten steigen Flammen und aus Kristallbrüchen Gase, blaue und rosige weiten die Luft. Mit ihnen summende violette Dämpfe, rauschen unter der Hütte, fangen sich im Baumgeäst hoch. Die kahlen Bäume stehen in der Luft, wie die rosigen Adern auf durchsichtigen Blütenblättern.

Es geht aus allem eine nadeldünne Kühle, eine streichelnde Weichheit, wie die Schiller auf kühlen Muschelschalen und Perlmutter.

Der blaue Mann steht gebeugt im Licht. An ihm vorbei zieht die Schafherde aus der Hütte und breitet sich über den Schnee.

Es geht warmer Lichtfriede über den kalten Schnee. Auf Engelfittichen eine kinderlallende Andacht. Im schmeichelnden Gießen von Düften das Entfalten einer Taube auf rosigem Silbergrund. Das wispernde Beten ganz kleiner runder Engel mit Veilchenaugen und Blütenstaub im Haar und Daunenflügel am Nacken. Und Musik von elfenbeinernen Harfen.

Max Dauthendey

Winterwärme

Mit brennenden Lippen,
unter eisblauem Himmel,
durch den glitzernden Morgen hin,
in meinem Garten,
hauch ich, kalte Sonne, dir ein Lied.

Alle Bäume scheinen zu blühen;
von den reifrauhen Zweigen
streift dein Frühwind
schimmernde Flöckchen nieder,
gleichsam Frühlingsblendwerk;
habe Dank!

An meiner Dachkante hängt
Eiszapfen neben Zapfen,
starr,
die fangen zu schmelzen an,
Tropfen auf Tropfen blitzt,
jeder dem andern unvergleichlich,
mir ins Herz.

Richard Dehmel

Winter

Nun gib mir deine blasse Hand,
Wir wollen in die Weite geben.
Der Winter kam – ein Sommer schwand
In Nebel hüllt sich das Geschehen.

Wir gehen; weißt du, wann wir ruhn?
Ich sehe keine Pforte offen.
O friere nicht! – Wir haben nun
Nichts mehr zu sagen, nichts zu hoffen.

Walter Calé

Der Winter

Die Pelzkappe voll mit schneeigen
Tupfen,
behäng` ich die Bäume mit hellem
Kristall.

Ich bringe die Weihnacht und bringe
den Schnupfen,
Silvester und Halsweh
und Karneval.

Ich komme mit Schlitten aus Nord
und Nord-Ost.
- Gestatten Sie: Winter.
Mit Vornamen:
Frost.

Mascha Kaleko

Unterm Schnee

Halt ich sacht auf weißem Felde,
Märchen sinnend, stillerlauschten,
ist's, als ob zu meinen Häupten
nahe Flügelschläge rauschten.

Ist es mir, als ob der Schneewind
warme Blumendüfte brächte,
Blumenduft von tausend Beeten,
aus der Glutpracht fremder Nächte.

Behend eil' ich in den Garten,
wo die Bäume silbern stehn,
um in zitterndem Erwarten
nach den Zweigen aufzuseh'n.

Streif den Schnee von ihnen zärtlich,
der sie in sein Weiß versteckt,
und erblick, o lieblich Wunder!
junge Äuglein, schlafbedeckt.

Frühling! Nach des Sommers Abschied
nahst du schon mit leisen Küssen,
und es gibt gar keinen Winter
und kein kaltes Sterbenmüssen.

Streift den Schnee nur von den Dingen,
drunter grünen neue Triebe,
und ihr spürt des Lebens Jugend
und die Urkraft seiner Liebe.

Maria Janitschek


Geh in den Garten am Barbaratag.
Geh zum kahlen Kirschbaum und sag:
Kurz ist der Tag, grau ist die Zeit.
Der Winter beginnt, der Frühling ist weit.

Doch in drei Wochen, da wird es geschehn:
Wir feiern ein Fest, wie der Frühling so schön.
Baum, einen Zweig gib du mir von dir.
Ist er auch kahl, ich nehm' ihn mit mir:

Und er wird blühen in seliger Pracht
mitten im Winter in der Heiligen Nacht.

Josef Guggenmoos


Ein Lied hinterm Ofen zu singen.

Der Winter ist ein rechter Mann,
Kernfest und auf die Dauer;
Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an,
Und scheut nicht Süß noch Sauer.

War je ein Mann gesund, ist er’s;
Er krankt und kränkelt nimmer,
Weiß nichts von Nachtschweiß noch Vapeurs,
Und schläft im kalten Zimmer.

Er zieht sein Hemd im Freien an,
Und läßt’s vorher nicht wärmen;
Und spottet über Fluß im Zahn
Und Kolik in Gedärmen.

Aus Blumen und aus Vogelsang
Weiß er sich nichts zu machen,
Haßt warmen Drang und warmen Klang
Und alle warme Sachen.

Doch wenn die Füchse bellen sehr,
Wenn’s Holz im Ofen knittert,
Und um den Ofen Knecht und Herr
Die Hände reibt und zittert;

Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht,
Und Teich’ und Seen krachen;
Das klingt ihm gut, das haßt er nicht,
Denn will er sich tot lachen. –

Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus
Beim Nordpol an dem Strande;
Doch hat er auch ein Sommerhaus
Im lieben Schweizerlande.

Da ist er denn bald dort bald hier,
Gut Regiment zu führen.
Und wenn er durchzieht, stehen wir
Und sehn ihn an und frieren.

Matthias Claudius

Schnee

Schnee, zärtliches Grüßen
der Engel,
schwebe, sinke -
breit alles in Schweigen
und Vergessenheit!
Gibt es noch Böses,
wo Schnee liegt?

Verhüllt, verfernt er nicht
alles zu Nahe und Harte
mit seiner beschwichtigenden
Weichheit, und dämpft selbst
die Schritte des Lautesten
in Leise?

Schnee, zärtliches Grüßen
der Engel,
den Menschen, den Tieren! -
Weißeste Feier
der Abgeschiedenheit.

Francisca Stoecklin


Es ist Schnee in der Luft! In gemütlicher Faulheit mit dem Kinn auf beiden Fäusten in der Fensterbank zu liegen und in die trübe Luft und auf die verschleierten Dächer zu starren… bei diesem ersten Schnee sein Behagen haben zu können, das war etwas, was bis jetzt noch nicht dagewesen war, und ich genoß es ganz und gar.
Der Mensch ist nur selten, selten so alt und so jung zu gleicher Zeit wie in solchen germanischen Zwischenlichtstunden, gleichviel mit welchem Datum er im Kirchenbuche oder in der Standesamtsliste eingetragen sein mag!

Wilhelm Raabe: "Pfisters Mühle" (1884)


Polarlichter

Polarlandschaft mit Nebensonnen und Eskimohütten (aus: JOURNEYS IN AMERICA: Unterhaltsame und lehrreiche Erzählungen (Ausgabe um 1900)).
Die Polarnacht ist ein Phänomen, das in den nördlichsten und südlichsten Regionen (Polarkreis) der Erde auftritt, wenn die Sonne nicht aufgeht. Das gegenteilige Phänomen, der Polartag oder die Mitternachtssonne, tritt auf, wenn die Sonne länger als 24 Stunden über dem Horizont steht.



 

 

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