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Das Gedicht „Herbstzeitlose“ stammt von Karl Gerok.

Blühst du wieder, Herbstzeitlose,
Blaßgefärbte, düftelose,
Großgewiegt vom rauen Wind,
Du des Sommers letztes Kind?

Blühst aus herbstlich feuchten Matten
In des Waldthals stillen Schatten,
Wo die grauen Weiden stehn,
Wo die leisen Bächlein gehn.

Blühst aus blumenleeren Auen,
Nicht zum Pflücken, nur zum Schauen,
Arm an Reiz und klein von Wuchs,
Nackt und bar des Blätterschmucks.

Sollst ja Gift im Kelche führen,
Ich bekam es nie zu spüren,
Fühle nur eine Süße,
Wenn ich deine Farben seh'.

Wenn im Lenz die Veilchen blühen,
Rosen duften, Nelken glühen,
Mitten in des Jahres Pracht, -
Niemand hätte deiner Acht.

Aber nun das Jahr im Sterben,
Schon die Wälder sich entfärben:
Vom geschor'nen Wiesenplan
Blickst du mich noch tröstlich an.

Lenz und Sommer sind verronnen,
Durchgeschwelgt des Jahres Wonnen,
Vom verrauschten Freudenfest
Schlürf' ich noch den letzten Rest;

Schlürf' ans diesen kleinen Kelchen
Mit den zarten Fußgestellchen
Noch zum Schluß mit stillem Dank
Wehmutsvoll den Abschiedstrank.


 

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